Springe zum Inhalt

Insektenhotel

Wirklich gute Nisthilfen für Wildbienen baut man am besten selbst

Eigentlich ist der Ausdruck “Insektenhotel“ falsch [1]. Dennoch findet man, wenn man im Internet „Insektenhotel“ googelt, fast 900.000 Einträge.

Daher wollen wir hier lieber von Nisthilfen für solitäre Wildbienen sprechen.

Die so genannten „Insektenhotels" liegen voll im Trend und werden in vielen Bau- oder Gartenmärkten, manchmal auch bei Discountern angeboten.

Aber leider taugen die meisten käuflichen „Insektenhotels“ nichts.

Diese “Fertighäuser“ bestehen meistens aus Komponenten, die völlig ungeeignet sind. Wenn die dann nicht besiedelt werden, ist die Enttäuschung oft groß. So können Wildbienen in markhaltigen Bambushalmen nicht nisten, weil die Halme keine Hohlräume aufweisen. Zwar graben sich manchen Wildbienenarten selbst Gänge ins Mark. Aber dies tun sie eher bei einzelnen vertikalen Stängeln. Eine Kammer mit Tannenzapfen ist ebenso hübsch wie wertlos.

Käufliches Insektenhotel, unbrauchbar

Das gleiche gilt für Kammern mit Borkenstückchen, Holzhäckseln, Stroh oder Heu. Weichholzklötze (aus Kiefer, Fichte, Tanne, Weide oder Pappel) mit unsauberen, ausgefransten Bohrungen in Faserrichtung taugen auch nichts. Die Bohrungen neigen dazu, bei Feuchtigkeit im Innern Holzfasern aufzustellen. Das führt leider dazu, dass sich die Wildbienen, die zum Pollen abstreifen rückwärts in die Bohrung krabbeln, ihre Flügel verletzen und daran sogar sterben können. Nadelhölzer neigen zudem zur Verharzung. Oft sind die Löcher auch viel zu groß. Wenn die Bohrungen ins Stirnholz, also mit der Faserrichtung, gebohrt werden und dann auch noch recht nah beieinander liegen, kommt es beim Trocknen des Holzes zu Rissbildung. Da solche Risse zu Pilzbildung neigen, werden die Gänge von vielen Insekten instinktiv gemieden.

Risse in falsch gebohrtem Holz

Auch an ausgefransten, gequetschten oder gesplitterten Halmen können sich die Wildbienen die Flügel verletzen.

Ebenfalls ungeeignet sind Lochziegel. Die sind hinten meist offen und daher nutzlos.

Auch Porenbeton (Ytong) taugt nicht als Nisthilfe, da er Feuchtigkeit aufnimmt, was zu Pilzbildung führt.

Eine gute Nisthilfe lieber selbst bauen

Baut doch einfach selbst eine wirklich gute Nisthilfe.

Für eine vernünftig konzipierte Nisthilfe nimmt man Pappröhrchen, Naturstrohhalme, Schilf und Hartholzblöcke die quer zur Faserrichtung gebohrt werden.

Hartholzklötze

Wegen der Verletzungsgefahr für die Flügel sind absolut sauber gebohrte Löcher das A und O. Dazu nimmt man am besten intakte, scharfe Holzbohrer mit Zentrierspitze und schleift den Lochrand nochmal sauber nach. Als Hölzer eigen sich alle Harthölzer, wie Eiche, Esche, Buche oder Obsthölzer. Es sollten verschiedene Durchmesser zwischen 2 und 9 mm (vorzugsweise 3-6 mm) sein. Nicht durchbohren. Die Löcher sollten so tief sein, wie ein Standardbohrer lang ist. Da eine streng symmetrische Anordnung den Bienen beim Anflug die Orientierung erschweren, ist es sinnvoller der Kreativität freien Lauf zu lassen und die Bohrungen entweder völlig „wirr“ anzuordnen, oder vielleicht sogar lustige Bilder zu erzeugen. Eine gute Bauanleitung mit Bohrschablone findet man auf www.wildbienen.de

gute Nisthife, Löcher in Hartholzklötzen quer zur Faserrichtung

Links ein Bild aus dem sehr empfehlenswerten Buch von Werner David "Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen". (Foto links: Wildbienennisthilfen Wihibinis von Reinhard Molke)

Buch hier bestellen

Pflanzenstengel

Als hohle Pfanzenstengel eignen sich am besten Bambus (das Mark vorher mit einem Bohrer, einer Spax-Schraube oder ähnlichem Hilfsmittel rausholen), Schilf oder (Natur)-Strohhalme. Wichtig sind saubere Schnittkanten. Eine stumpfe Rosenschere ist ungeeignet. Besser eine Laubsäge, eine elektrische Dekupiersäge oder eine feinzahnige Handsäge (PUK-Säge) verwenden. Wenn man die Stängel oder Halme in Wasser einweicht, splittern sie beim Sägen nicht so leicht. Vor der „Inbetriebnahme“ aber gründlich trocknen. Auch hier sollten die Schnittkanten mit feinem Schmirgelpapier geglättet werden.

Der Durchmesser der Halme sollte 3-9 mm betragen. Man kann die Halme gut mit einem Kabelbinder zusammenbinden oder in eine Blechdose stellen. Wenn man unten in die Blechdose etwas Gips gibt, werden die Halme hinten sicher verschlossen und in der Dose fixiert, so dass auch Vögel sie nicht herausziehen können.

Pappröhrchen

Auch gut geeignet sind Pappröhrchen in den gleichen Durchmessern wie bei den Naturhalmen. Man kann sie beispielsweise unter www.naturschutzcenter.de (genauer Link) oder www.bienenhotel.de (genauer Link) kaufen. In geschützten Nisthilfen, die nicht unmittelbar der Witterung ausgesetzt sind, halten diese auch viele Jahre. Auch Pappröhren kann man wie Naturhalme zusammenbinden oder in Blechdosen fixieren.

Oder doch fertig kaufen

In langjähriger Entwicklungsarbeit hat die Firma www.wildbiene.com fertige Nisthilfen aus gebranntem Ton geschaffen, die man nun fertig dort kaufen kann (genauer Link).

Bezugsquelle: www.wildbiene.de

Der optimale Standort

Idealerweise werden die Nisthilfen an einer sonnigen, windberuhigten Stelle im Garten aufgehängt oder aufgestellt. Eine Ausrichtung nach Südost oder Südwest ist optimal. Frei im Wind pendelnde Nisthilfen werden nur schlecht angenommen.

Hauptquelle für diese Unter-Seite:

[1] Natur und Garten, Heft 3/2015, Hrsg.: Naturgarten – Verein für naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung e.V., ISSN: 2199-7012

Fotos: Pixabay

Weitere hilfreiche Links:

www.wildbienenschutz.de/pdf/insektenhotels.pdf
www.quarks.de/umwelt/tierwelt/so-baust-du-dein-eigenes-insektenhotel/
www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-garten/insekten-im-garten/insektenhotel-selbst-bauen/ (allerdings verwirrende Fotos, da nie in die Stirnseite sondern immer quer zur Faser gebohrt werden soll (was im Text auch erwähnt wird)
www.imkerpate.de/insektenhotel/
www.wildbienen.de
www.wildbiene.com
www.bienenhotel.de
www.naturschutzcenter.de
www.bienenhotel.de
www.naturgartenfreude.de/wildbienen/nisthilfen/dosenbienen

Buchtipp: Werner David "Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen"