Springe zum Inhalt

Die böse Varroamilbe

Ein paar Fakten vorab:

  • Ja, die Varroamilbe ist einer der Hauptgründe des weltweiten Bienensterbens (Neben z.B. dem rücksichtslosen Einsatz von Pestiziden oder dem Anbau von Monokulturen in der Landwirtschaft in manchen Ländern).
  • Nein, die Varroamilbe nebst ihren Ausscheidungen ist für den Menschen in keinster Weise gefährlich, gesundheitsbedrohend oder sonstwas. Sie schadet NUR den Bienen.

Wer - dies vorausgeschickt - an der Varroamilbe nicht weiter interssiert ist, braucht hier auch nicht weiterlesen.

  • Wir bekämpfen die Varroamilbe auf verschiedene physikalische und (natürlich)-chemische Weise, die keinerlei Einfluss auf den Honig hat.
  • Wir MÜSSEN die Varroamilben bekämpfen, sonst sterben unsere Bienenvölker.
  • Ohne den Menschen (den Imker) ist unsere Honigbiene nicht überlebensfähig.

Nun ins Detail:

Die Varroamilbe (Varroa Destructor, lat. dt: zerstörerische Varroa) wurde Ende der 1960er / Anfang der 1970 Jahre aus Asien eingeschleppt und gilt in Deutschland heute als allgegenwärtig. Sie ist aufgrund dieser Ubiquität also auch nicht meldepflichtig.

Die Milbe lebt auf ausgewachsenen Bienen und in den Brutzellen. Vom Größenverhältnis her ist es so, als säße bei uns eine Katze oder ein Kaninchen auf dem Rücken. [10]

  links: Varroa auf Arbeiterin (Foto: Alex Wild auf discoverymagazine.com)
rechts Rasterelektronenmikroskopaufnahme (Klick aufs Bild für Vergrößerung), <Creative Commons, gemeinfrei>

Die adulten Varroa-Weibchen saugen zur Nahrungsaufnahme an den Arbeiterinnen, für ihre Vermehrung sind sie aber an die Brut in den Waben des Bienenstockes gebunden [6].


Quelle: lafamiliapicola.blogspot.com.ar

Dort dringen sie kurz vor dem Verdeckeln ein und vermehren sich dann in den Zellen.

Die Milben saugen die Hämolymphe der Bienen, was diese schwächen und töten kann. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die mögliche Übertragung von Krankheiten über Viren. Am bekanntesten ist das "Deformierte Flügel Syndrom"
(Links gesunde Biene, rechts erkrankte,
Quelle: teca.fao.org)

Bekämpfung der Varroamilben

Kurz wiederholt: Die Varroa ist für Menschen unschädlich, für Bienen lebensbedrohend. Sie muss bekämpft werden.

Wir bekämpfen die Varroamilben so, dass die Maßnahmen keinerlei Einfluss auf den Honig, dessen Qualität, Geschmack etc. haben.

Die Maßnahmen sind je nach Jahreszeit unterschiedlich.

 

Milbenbekämpfung im Frühjahr
Drohnenbrut entfernen

Es ist bekannt, dass in Drohnenzellen mehr Milben sitzen (bzw. sich vermehren) als in Arbeiterinnenzellen: 1,7-2,2 bei Drohnen im Vgl. zu 1,2 bei Arbeiterinnen. Zum Beispiel weil die Drohnenzellen einen Tag später verdeckelt werden

Hängt man nun ab April ein komplett leeres Rähmchen (ohne Mittelwand) in den Brutraum, so bauen die Bienen dort eine Naturwabe mit ausschließlich Drohnenzellen (die sind etwas größer, das weiss die Königin und legt dort nur unbefruchtete Drohneneier ab). Nach rund drei Wochen sind diese Drohnenwaben kpl. voll mit verdeckelter Drohnenbrut. Diese wird einfach ausgeschnitten und das supersaubere, unbelastete Wachs wiedergewonnen. Leider sterben dabei die Drohnen. Aber das Volk zieht sich auf "normalen" Waben noch genug Drohnen für die Vermehrung.

Auf diese Weise können rein physikalisch mehrere Male im Frühjar extrem viele Varroamilben aus den Völkern entfernt werden.

Dies hat keinerlei negativen Einfluss auf den Honig  oder die Gesundheit des Restvolkes.

Milchsäure / Oxalsäure Sprühbehandlung von brutfreien Ablegern

Im Frühjahr werden Ableger gebildet, indem gesund ausgewinterten und nun stark wachsendend Völkern jeweils eine Brutwabe und eine Futterwabe entnommen und in einem neuen Kasten an entfernter Stelle aufgestellt werden. Allein durch Entnahme dieser Brutwabe und aller Bienen, die mit umziehen, werden dem verbleibenden Volk Milben entnommen.

Die Ableger ziehen sich eine neue Königin und bevor diese neue Eier legt, gibt es eine brutfreie Phase. Nun werden die Waben komplett mit 15%iger Milchsäure oder neuerdings mit 3%iger Oxalsäure besprüht. Diese wirken nur auf die Milben, welche auf den Bienen sitzen, nicht aber in die verdeckelte Brut hinein (die es hier zurzeit ja eh nicht gibt).

Beide Säuren sind wasserlösliche, organische Säuren, die sich weder im Wabenwachs (da nur wasserlöslich und nicht fettlöslich) anreichern können, noch via Honig in die Nahrungskette gelangen, da von diesen Ablegern frühestens im nächsten Jahr Honig geerntet wird.

Darüber hinaus ist Milchsäure eine natürlich vorkommende Säure (wir kennen dies vom Muskelkater).

Auch Oxalsäure ist eine natürlich vorkommende organische Säure. Sie wird auch Kleesäure genannt. Oxalsäure und ihre Salze kommen in größeren Mengen in Rhabarber (180–765 mg/100 g) vor. Auch Sternfrüchte (Averrhoa carambola) enthalten viel Oxalsäure (40–1000 mg/100 g Frischsubstanz). In ähnlichen Mengen kommt Oxalsäure aber auch im namensgebenden Sauerklee (Oxalis), Mangold (110–940 mg/100 g Frischgewicht), Spinat (120–1330 mg/100 g Frischgewicht), Petersilie (0–185 mg/100 g Frischgewicht), Kakao (338–480 mg/100 g), Schokolade (80–200 mg/100 g) und Roten Rüben (17–329 mg/100 g Frischgewicht) vor.

 

Milbenbekämpfung im Sommer

Ameisensäure verdunsten

Nach der letzten Honigernte (Sommerschleuderung) wird die Menge der in den Völkern vorkommenden Milben abgeschätzt. Es gibt zwar Bieneninstitute, die sagen "pünktlich am 1. August" müsse eine Ameisensäurebehandlung stattfinden. Wir tun dies aber nur, wenn nötig. Dazu schieben wir unten in die Völker weiße Plastikplatten (sog. Windeln) und zählen mit einer Kopflupe nach ein paar Tagen den natürlichen Milbentotenfall. Daraus kann die tatsächliche Milbenpopulation im Volk errechnet werden.

Nur wenn ein Grenzwert überschritten wird, wird Ameisensäure über einen speziellen Verdunster im Volk verdunstet. Diese Ameisensäure dringt auch in die verdeckelte Brut und ist für die Bienen selbst ungefährlich.

Auch Ameisensäure ist eine natürlich vorkommende organische Säure. Sie kommt in der Natur vielfach bei Insekten zu Verteidigungszwecken vor. Aber auch im Honig ist sie ganz natürlich vorhanden. Dennoch wird sie erst nach der letzten Honigernte eingesetzt. Da nur wasserlöslich und nicht fettlöslich, kann sie sich auch nicht im Wabenwachs anreichern.

Durch weiteres Beobachten (Milben zählen auf der Windel) wird der Erfolg gemessen, und die Behandlung bei Bedarf wiederholt.

Ameisensäure schadet den Bienen nicht und gelangt weder in Wachs noch in Honig.

 

Milbenbekämpfung im Winter

Oxalsäure träufeln

Im Winter, so zwischen Ende November und Weihnachten, wenn die Völker brutfrei sind (irgenwann, wenn es kalt wird hört die Königin auf zu legen), und die Außentemperatur zwischen 0 und -15°C liegt, wird eine 3,5%ige Oxalsäure-Zuckerwasserlösung auf die Bienen in den Wabengassen geträufelt. Die Bienen verteilen diese Lösung durch Körperkontakt untereinander.

Diese Maßnahme nennt man Restentmilbung, auch wenn selbst diese Maßnahme nicht 100% alle restlichen Milben erwischt.

Zusammenfassung

  • Drohnenbrut Entnahme
  • Milchsäure/Oxalsäure sprühen (organische, natürlich vorkommende NICHT fettlösliche Säuren)
  • Ameisensäure Verdampfung (organische, natürlich vorkommende NICHT fettlösliche Säure)
  • Oxalsäure träufeln (organische, natürlich vorkommende NICHT fettlösliche Säure)

Nichts davon schadet den Bienen. Nichts davon landet im Honig oder im Wachs (und damit verzögert dann doch im Honig).

Was wir nicht tun:

Die folgenden Maßnahmen sind erlaubt, werden von uns aber abgelehnt.

Behandlung mit Thymovar. Thymovar enthält Thymol. Thymol ist fettlöslich und reichert sich im Wachs an. So gelangt es irgendwann in den Honig, was man durchaus rausschmeckt. Ein Jahr nachdem man dies in der Schweiz festgestellt hatte, erhielt Thymovar  eine Zulassung in Deutschland...

Wir verwenden ebenfalls kein Bayvarol oder Perizin. Beide sind fettlöslich und es gibt Experten (denen wir vertrauen... es gibt so viele Experten, die Stuss erzählen), die sagen, dass die Milben gegen diese Mitte Resistenzen entwickeln.

Dies soll hier nicht weiter diskutiert werden.

Mehr zu unserer Wachs-Philosophie (eigene Wachs-Kreisläufe, Zukauf von Wachs) finden Sie hier...

 

Quellennachweis hier...